Angriff auf das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen und die Transsexuellen-Gesetzgebung
Link: Blogbeitrag auf der Homepage von Eva Engelken/ das Dossier als PDF
.... ein Ableger des Blogbeitrags über die GEZ-Rebellen
Warum dieser Beitrag? Sowohl im Artikel als auch in den Beträgen herrscht ein missbilligender Tonfall vor, es wird von "den Woken" geschrieben, die Kinder indoktrinieren wollen. Zudem ist es ein Angriff auf den "zwangsfinanzierten" ÖR durch Springer. Hier hatte bereits 2009 Mathias Döpfner über den Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) das Depublizierungsgebot von Inhalten in den ÖR-Mediatheken durchgesetzt. Wikipedia. Mit derartigen Artikeln soll der ÖR weiter unterminiert werden. Zudem kann Springer hier über ein Mitglied der Grünen die Partei der Grünen im Bundestag angreifen. Im Dossier findet sich dazu ein kritisierter Kurzbetrag bei Funk mit Ausschnitten von Sven Lehmann, grüner MdB und Queer-Beauftragter der Bundesregierung.
Typisch Springer |
Die Argumente auf Twitter beziehen sich zum größten Teil auf die Sendung mit der Maus, weil man auf Basis des ungelesenen Artikels debattiert. Der Shitstorm auf Twitter hat eine große Ähnlichkeit mit dem gegen das Kinderlied von der Umweltsau-Oma vom Dezember 2019 (siehe im Beitrag GEZ-Rebellen, letztes Kapitel), erreicht aber nicht das Publikum außerhalb der sozialen Netzwerke.
Hedwig von Beverfoerde hat zudem am 09.06.2022 eine Petition bei CitizenGo (Blogbeitrag) gegen die "Indoktrinierung der Kinder" eingetragen.
Der Artikel in der WeLT online
Am 01. Juni 2022 mit Beginn des Pride Monats erscheint auf der Homepage der WeLT online unter "Debatten -> Kommentare" ein längerer Artikel, der von fünf Wissenschaftlern Fakten zu einigen Sendungen in ARD und ZDF bringen soll. Der Artikel erscheint hinter der Paywall, zeitgleich erscheint aber ein längeres Dossier auf der Homepage von Eva Engelken, die Anwältin in Mönchengladbach, seit 2018 Mitglied der Grünen/ Bündnis 90 und entschiedene Gegnerin des Grünen-Entwurfs zum Transsexuellen-Gesetz ist.
Neben dem Artikel und Dossier gibt es eine Anleitung, um sich beim Presserat und den ÖR über Beiträge zu beschweren sowie den zunächst von 120 Wissenschaftlern unterschriebene Aufruf an die ÖR.
Artikel mit Stand 02.06.2022, 14:00 Uhr |
Tweet mit der ursprünglichen Illustration und Überschrift |
Die ursprüngliche Illustration war vom Welt-Grafiker aus zwei verschiedenen Grafiken von Rolf Vennenbernd/picture alliance/dpa und Javier Zayas Photography/Getty Images (als Urheber unter der Illustration genannt) zusammen gesetzt. Es dauerte 24 Stunden und mehrere Hinweise, dass die Pride Flagge verkehrt herum gepostet ist. Daraufhin wurde das Artikelbild ersetzt durch eine Abbildung aus dem WDR/ Trickstudio Lutterbeck.
Der Artikel beginnt mit der Einführung
Zunächst ging es um wissenschaftliche Korrektheit. Wir, eine Gruppe verschiedener Wissenschaftler, hatten uns zum Ziel gesetzt, der Fehlinformation der „Vielgeschlechtlichkeit“ auf die Spur zu kommen. Wir wollten herausfinden, ob es tatsächlich stimmt, dass in Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) die bestätigte wissenschaftliche Erkenntnis der Zweigeschlechtlichkeit infrage gestellt wird. Das war uns berichtet worden, und wir mochten es zunächst kaum glauben.
Doch was wir in einigen Dutzend Sendungen des ÖRR quer durch alle Kanäle sahen, bot ein erschreckendes Bild. Wir waren uns einig: Das ist kein Journalismus mehr. Es ist nur noch eine Inszenierung von Journalismus.
Vor "Wir waren uns einig..." verschwindet der Artikel hinter der Paywall. Bei Twitter wird unter dem Tweet und unter diversen Hashtags hauptsächlich über eine einzige Sendung mit der Maus debattiert, in der eigentlich die Geschichte des Obdachlosen Erik und sein Weg zurück in eine richtige Wohnung geschildert werden sollte, Erik aber nun plötzlich Katja ist. Mithilfe von Katjas Geschichte wird erzählt, wie schwierig es ist, Eintragungen und Ausweise zu ändern. Video von der Homepage "Die Seite mit der Maus".
Weiter wird im Artikel vom Zerrbild berichtet, dem Kinder bei der Sendung mit der Maus ausgesetzt sind. Man fordert das Umsteuern des ÖR hin zu wahren Gegebenheiten ohne Indoktrination und Falschinformation.
In einem Absatz geht es den Autoren ausdrücklich nicht um die Abschaffung des ÖR sondern um die Rückkehr zum Sendeauftrag. Dazu wird ein Artikel von 2020 aus dem Meinungsressort der WeLT verlinkt, in dem eine Statistik behauptet, dass ARD- und ZDF-Volontäre überwiegend grün-rot-rot wählen würden. Freier Artikel bei Pro Medienmagazin. Laut Vermerk bei Statista hatten sich 86 Volontäre an der internen Umfrage beteiligt. Was der Link mit dem Thema zu tun hat, erschließt sich nicht.
Der Text, Screenshots von einem privaten PDF.
Reaktionen auf den Artikel
Am 02.06.2022 kündigt der Veranstalter UHLALA Group der Jobmesse SICKS & STONES die Kooperation mit Springer SE aufgrund des Artikels. Blogbeitrag von der Homepage.
Blogbeitrag nochmal über archive |
Aufgrund dieser Kündigung schreibt Mathias Döpfner Einladung an die UHLALA Group auf den o.g. Artikel zu antworten.
Facebook-Beitrag |
Annika Brockschmidt vergleicht im Volksverpetzer den Artikel mit ähnlichen Äußerungen in den USA.
Artikel beim BR ohne Nennung eines Autors mit einer Gegenrede, dass es nicht um die Kinder geht sondern um eigene Befindichkeiten.
Die NZZ bringt einen Artikel mit Aufruf, Dossier und einigen ausgewählten Videos aus dem Artikel der WeLT.
Twitter-Thread über bekannte Unterzeichner des Aufrufs.
Der Nollendorfblogger bezeichnet der Artikel der WeLT in einem Gastbeitrag auf Übermedien als Trigger für bestimmte User in den sozialen Netzwerken.
Stellungnahme des Lesben- und Schwulenverbandes.
Auf Instagram postet die "axelspringerqueerseite" ein Statement, in dem die queeren Kollegïnnen sich "beschämt über den entwürdigenden Beitrag" zeigen.
Instagram-Post |
Seite 3, Seite 2 zeigt das gleiche Statement in Englisch |
Twitter-Thread von Zapp mit der Analyse des Artikels.
Von Meedia erscheint am 07.06. noch ein Kommentar des Chefredakteurs Winterbauer, auch hier wird nicht der Artikel selbst sondern das Verhalten von Döpfner kritisiert.
Tweet |
Ein paar Tage später wurde die Causa "Reichelts Zwangsmaus" von der Plattform Kress aufgearbeitet.
Ebenso schon Ende März 2022 wird auf DLF Kultur die "False Balance" in der Berichterstattung zu trans Themen kritisiert.
Einen (vorläufigen?) Abschluss für die WeLT stellt das Urteil des Deutschen Presserats dar, der lediglich die verunglückte Grafik anmerkt, die zeitnah ausgetauscht wurde. Bericht in der WeLT, über archive.
Der Aufruf
Das Dossier
Zitat: "Journalistische Genres werden als Verpackung für – man muss es so deutlich sagen – woke-ideologische Meinungsmache genutzt. Dieses Dossier soll das Ausmaß dieses handwerklichen Versagens verdeutlichen."
Gegliedert wurde nach ARD, ZDF und den dritten Programmen WDR, BR und MDR sowie den öffentlich-rechtlichen Sendern ARTE und 3Sat. Hinzu kommen diverse Formate, die es nur im Internet gibt sowie Instagram
So wie bei der Sendung mit der Maus werden einzelne Sendungen heraus gepickt, die angeblich den journalistischen Ansprüchen nicht genügen. Sendungen, die es nicht bei Youtube gibt, werden in die Mediathek verlinkt.
So die Sendung "Mythos Geschlecht – Was Männer und Frauen wirklich unterscheidet" aus 2018 mit Prof. Harald Lesch, dem vom beurteilenden Dr. Michael Hümpel zunächst der Titel verwehrt wird und dann nur noch mit "der Moderator" benannt wird.
Die Sendung beginnt mit der scherzhaften Anspielung auf ein bekanntes Buch von 2007, Hümpel wertet es als fehlgeschlagenen Beweis. (Seite 10, letzter Absatz)
Als Fehler sieht Hümpel den Satz "Menschen fühlen sich im falschen Körper", da Körper und Geist zusammen gehören und man den Geist heilen sollte, ehe man am Körper zurechtschneidert. (Seite 11)
Unter der Rubrik Funk beschreiben die Biologinnen Galuschka und Hümpel, was ihnen an Aufklärung über Aussehen von Vulven (grafische Zusammenstellung auf Instagram) nicht gefällt und dass man in der Mediathek über 100 Beiträge von Funk zum Thema "Trans" finden würde. (Persönliche Suche ergab 100 Beiträge seit 2017) Es wird wahllos ein Beitrag herausgepickt, der angeblich tendenziös grüne Politiker im Bundestag zu Wort kommen lässt zum Transsexuellen-Gesetz.
Manche Rezensionen sind kurz, teilweise mit Tweets bebildert.
Seite 18, Kommentar von Rieke Hümpel zum WDR-Format Reporter |
Beim Format "Auf Klo" wird darauf hingewiesen, dass es sich um Grooming handeln könnte. Grooming ist im Deutschen die gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener zu Kindern, um sexuelle Handlungen an ihnen vorzunehmen oder sie zu eindeutigen Fotos im Internet zu überreden. Zudem werden einzelne Beiträge verrissen, sie würden "wie aus der Feder eines Transaktivisten klingen".
In der Beschreibung der Sendung Quarks führt der unterschiedlich genutzte Begriff "Abonnent" zu falschen Vergleichen. Der Verlag Springer SE teilte im März 2022 mit, dass die zahlenden Abonnenten für das digitale Format WeLTPlus die 150.000 überschritten hätte. Keine Information wird geliefert über Zugriffe, die pro Monat bei zwischen 23 Mio. und 26 Mio. liegen. Für Quarks werden die Abonnenten bei Youtube benannt, vergessen wurde, dass WeLT TV mehr als doppelt so viele Abonnenten hat.
Der erste Beitrag ist aus 2021, es wird die Wortwahl "Warum Frauen in der Medizin benachteiligt werden" kritisiert, es gäbe keine belastbaren Daten, dass Frauen benachteiligt würden. So würde besonders auf Frauen Rücksicht genommen, weil sie schwanger werden können, es wird auf das Beispiel Contergan verwiesen und dass deshalb Frauen von einigen medizinischen Studien ausgeschlossen werden, eben wegen möglicher Schwangerschaften. Verlinkt wird als Beleg die Homepage des Verbandes der forschenden Pharmaunternehmen. An der Charité in Berlin gibt es erst seit 2008 die einzige Professur für frauenspezifische Forschungen mit Schwerpunkt Herz-Kreislauferkrankungen.
Weitere Beiträge von Steinhoff und Hümpel beschreiben Fehler in Fernseh- und Radiosendungen, die ihnen zu einseitig berichten, danach beschreiben Jacobsen und Rieke Hümpel Sendungen über Transfeminismus, den es nach ihrer Meinung nicht geben dürfte.
Auf Seite 30 findet sich ein kurzer Absatz, für den sich Marie-Luise Vollbrecht verantwortlich zeichnet zusammen mit Hümpel, der Duktus entspricht der Wortwahl Hümpels. Es handelt sich um eine Sendung aus dem Jahr 2018, in der drei intersexuelle Menschen ein halbes Jahr lang in ihrem Leben begleitet wurden, um die Forderung nach der damals beantragten Eintragung "divers" in amtliche Formulare zu erklären. Zitat aus dem Dossier: In diesem Beitrag werden wieder einmal die Begriffe intersexuell und transsexuell vermischt. Im Bericht geht es nicht um Transsexualität, angegriffen wird speziell "Talisha", die bis zum 29. Lebensjahr als Mann lebte und dann bei einer Untersuchung erfuhr, dass sie Eierstöcke habe. Dies wird angezweifelt, ihr Lebensstil als abartig gebrandmarkt.
Ab Seite 37 schreibt Steinhoff im Abschnitt Definitionen und Fakten und beginnt wie schon Rieke Hümpel bei der Sendung mit der Maus mit dem Thema Geschlecht, dass der Duden "definiert". Der Duden ist kein Lexikon, hier werden Begriffe nicht definiert oder erklärt, es wird die Schreibweise mit unterschiedlichen andere Worten aufgeführt. Es gibt keine Suche für zusammengesetzten Stichworte, deswegen gibt es auch keine Einträge für "weibliches Geschlecht" und "männliches Geschlecht".
Das Genderglossar ist der Beitrag des einzigen Experten für Transidentitäten Dr. Alexander Korte, hier werden zwei Instagram-Grafiken von Funk aufgeführt, die Korte (oder eher Rieke Hümpel?) einfach als "widerlich" benennt.
Ab Seite 39 bekommt man Antworten auf nicht gestellte Fragen, Professor Steinhoff führt hier aus, warum die Praxis beim Blutspenden Homosexuelle nicht diskriminiert. Als Beleg wird unter der Nr. 13 ein 77-seitiges Dokument von 2019 verlinkt, dass ab Seite 52 über Spenderfragebögen und Compliance referiert, eine Behauptung von Steinhoff "Homosexuelle Männer füllen die Formulare, in denen das Risikoverhalten abgefragt wird, häufiger unwahrhaftig aus als Vergleichsgruppen." findet sich so nicht. (Punkt 7.2, Seite 53 im verlinkten Dokument)
Auf den Seiten 42 bis 46 bespricht Steinhoff minutiös eine Sendung von Quarks aus dem Jahr 2018. Yogeshwar stellt Lynn D, die/der sich selbst als Zwitter bezeichnet, mit den Worten "weder Mann noch Frau" vor. Steinhoff kritisiert hier, es gäbe keine Menschen, die weder noch seine, sondern sie wären Mann und Frau. Und überhaupt wären unter Menschen keine sogenannten "echten Zwitter" nachgewiesen. In einem Interview von 2019 zur Gesetzesänderung wird bekannt, dass Lynn D. bei der Geburt sowohl männliche Geschlechtsteile als auch die Eierstöcke entfernt wurden, Lynn D. tatsächlich "weder/ noch" ist.
Interview auf der Homepage der Bundesregierung |
Auch auf der Homepage der UN - Free & Equal heißt es "Intersexuelle Menschen können Mann, Frau, beides oder nichts sein"
Homepage UN - Intersex Awareness |
Im gesamten Dossier sind Fußnoten auf komplette Dokumente ohne Seitenhinweise und Textstellen verlinkt.
Die Autoren
Laut dem Aufruf und Artikel arbeiten Hümpel und Engelken zusammen mit der LGB-Allianz, einem deutschen Ableger eines britischen Vereins, der sich als Vertreter von Schwulen, Lesben und Bisexuellen sieht, die trans Menschen ablehnen.
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