Meinungsvielfalt.Jetzt - Das Manifest für einen neuen ÖR in Deutschland

 



Link: Meinungsvielfalt.Jetzt

Impressum: Ole Skambraks, Rathausplatz 4, CH-6460 Altdorf, Schweiz


Ole Skambrak nennt sich selbst "ehemaliger Mitarbeiter" des SWR. Aufgrund des offenen Briefes vom Oktober 2021 mit dem Titel "Ich kann nicht mehr" (über archive), der exklusiv bei Multipolar (Blogbeitrag) erschien, trennte sich der Sender von ihm. In den Medien wird er als freier oder auch befristet angestellter Mitarbeiter im Sounddesign bezeichnet. 

Laut SWR-Aussage im Verfahren vor dem Arbeitsgericht war Skambrak befristet in einem arbeitnehmerähnlichem Verhältnis beschäftigt. Die Kündigung wurde ausgesprochen, weil Skambrak sich nicht an eine 14-tägige Schweigepflicht nach dem Erscheinen des Briefes bei Multipolar gehalten hatte. Bericht in der FR über die gütliche Einigung vor Gericht.


Neuere Interviews oder Talks mit Skambrak finden sich bei Katrin Seibold im Mai 2022 (Youtube-Talk mit Ruthenberg) und Bastian Barucker vom Anfang April 2024 auf Youtube





Das Manifest

Das Manifest erscheint in den Medien als eigene Website und als Petition auf der Plattform Open Petition. Die Petition wurde am 31.03.2024 gestartet und wurde innerhalb von 5 Tagen nach Erscheinen von etwas mehr als 11.000 Usern (+ 1.500 am 05.04.2024 bis 16:00 Uhr/ 19.000 am 10.04.2024) gezeichnet. 

Das Manifest auf der Homepage ist undatiert, das verlinkte sechsseitige PDF trägt im Footer den Vermerk "April 2024".  

Hauptsächlich gefordert wird Meinungsvielfalt, die Zeichner sehen eine einseitige, "regierungshörige" Berichterstattung insbesondere in der Zeit von Corona, da z.B. Stimmen wie Dr. Wolfgang Wodarg im ÖR nicht gehört wurden. 


Dazu twitterte Punkt.Preradovic am 13.03. über ihr Interview mit Wodarg, dass er dort zum ersten Mal seine Ansichten darlegen durfte.

Wodarg wurde allerdings zuerst im ZDF innerhalb der Sendung Frontal befragt, der Beitrag wurde am 10.03.2024 gesendet. 











Skambrak prangert in seinem Manifest auch das sogenannte Outsourcing von Personal an, sowie die Intransparenz der Gehälter und fordert mehr Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. 

Unter dem Manifest haben unterschiedliche (durch Corona) bekannte Bürger gezeichnet, angeblich wären 33 Unterschriften von beim ÖR arbeitenden aktiven Mitarbeitern bei einem Anwalt in der Schweiz hinterlegt und verwahrt. 

In den sozialen Medien ist das Manifest nicht mit einem eigenen Account unterwegs, Skambrak führt einen Telegram-Kanal mit etwas über 1.600 Subscribern und ein X-Twitter-Profil mit fast 9.000 Followern.



Die Homepage Meinungsvielfalt.Jetzt

Die Homepage gliedert sich in das Manifest, die Verlinkung der Rundfunkstaatsverträge und des Pressekodex mit Auszügen und einem "Über uns", das außer Ole Skambrak selbst anonym bleibt. Im "Über uns" ist zudem eine Road Map für besseres Fernsehen des Vereins Deutsche Akademie für Fernsehen (DAfF) verlinkt.

Der Reiter "Mitarbeiter-Statements" ist ein Sammelsurium von älteren Aussagen aus der Corona-Zeit. Die Aussagen sind bis auf eine undatiert und wurden zwischen 2021 und  2022 verfasst. Die Statements sind bis auf einige wenige Namen anonymisiert, eine stammt von dem ehemaligen Moderator des ORF Reinhard Jesionek. 

Jesionek schämte sich 2021 für die angeblich falsche Berichterstattung des Senders über eine "illegale" Corona-Demo in Wien im Dezember 2021. Bericht bei ORF/Wien



Jesionek agiert heute auf der Plattform Bessere Zeiten.at als Moderator. 

Ein weiterer Name ist Thomas Moser, Moderator und Musik-Chef bei Rock Antenne, einem Privatsender mit Sitz in Bayern und Österreich. In seinem Statement bezeichnet sich Moser als Moderator auch beim SWR und dass er bei Corona-Demos mit Reportern des SWR unterwegs gewesen sein. Zitat aus dem Statement: "Mit Corona erlebte dieses ARD-System einen Bruch: Aus Einzelfällen der Einflussnahme wurde eine flächendeckende Allgemeingültigkeit, ein neues System. Die innere Redaktionsfreiheit und der Pluralismus wurden abgeschafft. Es hatte den Eindruck, als sei von oben eine Linie ausgegeben, an die sich jeder und alle zu halten hatten. In einer ARD-Anstalt hieß es sinngemäß: „Die Corona-Maßnahmen werden nicht angezweifelt." Mit System ist hier die Unabhängigkeit der Berichterstattung gemeint, die Moser schon 1991 beim Irak-Krieg angezweifelt hätte. 

Ein dritter mit seinem Namen einstehender Mitarbeiter des ÖR ist Martin Ruthenberg, der mit seinem Statement "Ich bin fassungslos" durch die Querdenken-Szene gehypt wurde. Audiobeitrag auf Youtube bei Bastian Barucker (Erst-Unterzeichner des Manifests). Es soll sich um eine Wutrede bei einer Demo gehandelt haben, zudem habe Ruthenberg einen offenen Brief an den Intendanten des SWR verfasst haben. Bericht bei GoodNews4you. Ob Ruthenberg heute noch im Hörfunk Nachrichten spricht, lässt sich nicht heraus finden, er arbeitet jedoch auch als Stimm-Coach. Homepage

Ein Richard Petersen, Ingenieur beim NDR und Erstunterzeichner kritisiert den Faktenfinder der Tagesschau und verweist auf einen Text, in dem Ken Jebsen kritisiert wird mit einer Aussage zur Impfpflicht durch die Hintertür und dass dieser "näher an der Wahrheit gelegen hätte. Dazu kritisiert Peterson den Umgang mit dem Bericht aus der BKK ProVita, dessen Vorstand eine Studie des Datenfachmanns Tom Lausen (Experte der AfD) präsentierte, der danach seinen Posten verlor. Die WeLT hatte die Studie gehypt und einen Tag später den Vorstand fallen gelassen. Die Redaktion von Meinungsvielfalt.Jetzt merkt an, der entsprechende Bericht wäre von der Tagessschau-Plattform verschwunden, wäre aber über Wayback gerettet. Das ist falsch. Original und Wayback Machine

Allen Statements gemein ist die Aussage, dass die Kollegen auf Regierungslinie berichten würden, nur sie wegen der "Kritik" unkollegial behandelt würde. 



Bekannte Unterzeichner

(Liste der Erstunterzeichner als Memento vom 03.04.2024 bei archive)

Die Liste der Erstunterzeichner enthält sowohl Corona-Mediengrößen wie Ulrike Guérot und Bastian Barucker (sein Blog) als auch Bürger, die mit dem ÖR nur am Rande zu tun haben wie Professor Michael Meyen, Uni München (Blogbeitrag) oder Maren Müller von der "Publikumskonferenz" (Blogbeitrag) mit ihren seit Jahren beim ÖR verrenteten Sidekicks Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam. 

Ein anderer Ex-NDR-Mitarbeiter ist Patrick Baab, der 2022 als Wahlbeobachter zum Referendum Russlands in die annektierten ukrainischen Gebiete reiste. Bericht beim Spiegel

Zu den Erstunterzeichnern gehören auch Künstler wie Michy Reincke (Frühere Gruppe Felix de Luxe, Neue Deutsche Welle, größter Hit "In einem Taxi nach Paris"), der 2020 für einen Corona-Song von einem ehemaligen Kollegen kritisiert wurde. Blogbeitrag bei Wolfgang Müller. Reincke hatte zu Beginn der künstlerischen Lockdowns gefordert, man solle regionalen Künstler mit Abspielen ihrer Lieder finanziell helfen. Hamburger Morgenpost. 

Uli Masuth ist vor Jahren von NRW nach Thüringen verzogener Kabarettist, der während der Corona-Zeit in seinem neuen Heimatort Weimar an Demos teilnahm, dort Reden hielt und Bundestagskandidat für die Partei "Die Basis" war. Bericht über die Absage einer Veranstaltung in Ettlingen. 

Eine andere bekannte Künstlerin ist Christine Prayon, die sich wegen Corona mit den Machern der Heute Show überworfen hatte. Bericht in der NZZ

Ebenso hat Lisa Fitz unterschrieben, die sich im Streit vom BR trennte und seit März 2022 eine Videokolumne bei den Nachdenkseiten hat. Blogbeitrag

Der Schauspieler Henry Hübchen hatte im Mai 2021 die Aktion #AllesDichtMachen von Jan Josef Liefers und Dietrich Brüggemann verteidigt. Über archive, bei Corona Docs, das Video ist von DAS! Rote Sofa im NDR. 

Das Manifest gezeichnet hat auch Tom Bohn, ehemaliger Tatort-Drehbuchautor und -Regisseur wie Dietrich Brüggemann. Bohn war schon früh mit Querdenken-Inhalten auf X-Twitter befasst, löschte zunächst seine gesamte Timeline, als er wieder drehen durfte. 

Völlig ÖR-fern ist z.B. der Rechtsanwalt Jürgen Müller, der die Vereine "Kinderrechte jetzt" und Wir-Gemeinsam-Bündnis vertritt. Die Kinderrechte beziehen sich auf die Impfung gegen Corona. Das Bündnis sieht sich explizit nicht als Querdenken, verbreitet jedoch noch immer über Thomas Kubo Querdenken-ähnliche Inhalte. 

Prof. Dr. Christian Schubert ist deutscher Psychoneuroimmunologe an der Uni Innsbruck und forderte im Oktober 2020 die Rücknahme aller Covid19-Maßnahmen. Seine Fakultät distanzierte sich von seinen Äußerungen, diese wären privat gewesen. Wikipedia

Harald von Herget ist Anwalt und hat in Starnberg mindestens eine Corona-Demo für "Eltern stehen auf" organisiert. Bericht in der Süddeutschen Zeitung.

Prof. Dr. Harald Walach wurde wegen seiner Äußerungen zu Covid19, Impfungen und MNS für Kinder von seinen Aufgaben in den Universitäten Posen und Witten-Herdecke entbunden. Er führt das in die Schweiz gezogene CHS-Institut, das in Fachkreisen als esoterisch und wenig wissenschaftlich verrufen ist. Auf der Homepage führt er unregelmäßig ein Blog. 

Thomas A. Seidel vertritt die kirchliche Seite als Komtur der Georgsbruderschaft mit dem Bonhoefferhaus in Erfurt. Als Querdenker war er bislang nicht in Erscheinung getreten. 

Das Manifest in den Medien

Wie bei den meisten Manifesten hinterlässt auch Skambrak nur einen kurzen Wellenschlag als Stürmchen im Wasserglas. 

Skambrak selbst darf in einem Gastbeitrag bei Apolut sein Manifest erläutern und verlinken. Über archive

Zunächst äußern sich einige Medien durchaus positiv, da Reformen des ÖR immer gut bei den Lesern ankommen. T-Online schreibt zunächst mehrere Absätze über die Sorgen der ÖR-Mitarbeitenden, um dann über den Deutschen Journalisten Verband (DJV) zu berichten, dem das Manifest dubios vorkommt. 

Der DJV merkt in seinem Artikel an, dass eine der unterzeichnenden Journalistinnen ausgerechnet Tichys Einblick eine Interview gab (Interview über archive) und erwähnt Michael Meyen als Autor des demokratischen Widerstands. Hendrik Zörner vom DJV irrt jedoch mit der Erwähnung der Zivilen Koalition als Adresse im Impressum. 


Zörner verwechselt die Website "Meinungsvielfalt.Jetzt" mit der Website "Meinungsfreiheit-jetzt", der Petitionsseite der Familie von Storch. 

Ein zweiter Kommentar von Steffen Grimberg aus dem DJV übt Kritik an der Benennung der Faktenchecker der Tagesschau als voreingenommen und kritisiert seinerseits die Ex-NDR-Mitarbeiter Bräutigam und Patrick Baab. 

Beim Cicero erscheinen zwei Beiträge, bei denen der Artikel aus der namenlosen Redaktion die Corona-Problematik völlig weglässt. Über archive. Ben Krischke formuliert einen Kommentar unter Bezugnahme auf Ulf Poschardt, der das Manifest als "Hoffnung für den verkrusteten ÖRR" (über archive) bezeichnet. Krischke geht mit Zitaten auf den eigentlichen Sinn des Manifests als Klage über fehlende Meinungsfreiheit während der Corona-Zeit ein. Über archive

Die BILDZeitung hat einen eher lieblos uninteressierten Artikel verfasst, der alles Wesentliche für die Überschriftenleser und -Debattierer in der Überschrift zusammenfasst. Über archive.

Die Berliner Morgenpost beschreibt zunächst die Gruppe der unterzeichnenden Querdenker und erwähnt Lisa Fitz und den ehemaligen Fernsehpfarrer Jürgen Fliege. Im zweiten kommt der Medienwissenschaftler Joe Göbel zu Wort, der die Debatte um einen besseren ÖR "am Köcheln" halten will. 

Der Artikel bei DWDL ist der einzige, der sich kurz mit der Verlinkung zur DAfF befasst. 

Tichys Einblick befasst sich nur mit den Äußerungen der Mitarbeitenden und beschreibt deren angebliche Angst vor Repressalien mit ihrem Namen für diese von ihnen geforderte Meinungsvielvielfalt einzustehen. Ole Skambrak wird hier als Beispiel für die Repressalien genannt. Über archive.  

Die Junge Freiheit veröffentlicht unter der Rubrik "Abgeschrieben" einige Absätze des Manifests und die Verlinkung ohne weiteren Kommentar. 

In einem zweiten Artikel wird bei Tichys Einblick Hendrik Zörner vom DJV angegriffen, man bezeichnet den DJV-Kommentar als Zurückschlagen des Empöriums und der X-Account des CSU-Jonas Müller mit seinem ÖRR-Blog wird verlinkt. Dieser kreidet Zörner an, dass dieser einmal um die Jahrtausendwende für 23 Monate Pressesprecher in der Niedersächsischen Staatskanzlei unter Ministerpräsident Gabriel war. Über archive.

Die (satirische) Tageskolumne Altpapier des MDR titelt einen Abschnitt über das Manifest mit "Das Schluchzen der Mundtoten" und kritisiert das Manifest als "nach KI klingendem Formulierungsbausteingewitter". Einen Tag später beschäftigt sich das Altpapier mit dem Begriff Manifest. 

Kristina Schröder als Mitinitiatorin einer Initiative zum Schutz von Kindern vor Schuldschließung, Impfung und Masken führt in einem Thread auf X-Twitter aus, das ihr Zitate zum Verhältnis ÖR und Politiker besonders wichtig erscheinen.

Einer der letzten Berichte scheint von T-Online zu sein, dass die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse bei ARDZDF, Deutschlandradio und Deutsche Welle (Agra) dem Manifest und den Statements entschieden widerspricht. Pressemitteilung der Agra.. Gleichlautender Bericht im Spiegel

Reitschuster stellt das Manifest am 03.04.2024 mit einem "Endlich: Mitarbeiter des ÖR wagen den Aufschrei" vor, um sich am 07.04.2024 zur Kritik mit "völligem Realitätsverlust im ÖR" noch einmal zu melden. Über archive

Am 09.04.2024 vermutet Matthias Meisner im Beitrag für den Volksverpetzer Bastian Barucker als die treibende Kraft hinter der Petition. Der dort verlinkte Beitrag von Übermedien ist vom November 2020 und hat mit einer Reaktion der ARD/ZDF auf das Manifest nichts zu tun. 







  





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