Fabian der Goldschmied / Warum Geld überall fehlt - Eine Filmkritik
Link zum Youtube-Video: Fabian der Goldschmied
Impressum: Diverse
Fabian der Goldschmied ist ein 50- minütiger Film, der im Dezember 2010 auf dem Kanal eines unbeachteten Fahrradsport-Fans hochgeladen wurde. Seit diesem Tag hatte das Video knappe 575.000 Aufrufe (Stand 26.03.2021). Es gibt zudem Versionen bei Bitchute und in Englisch, die o.a. Version ist die meist verlinkte auf Homepagen und sozialen Netzwerken.
Der Film wurde produziert als Gemeinschaftsproduktion des Vereins Neue Impulse e.V. mit den Plattformen CreVid.de und Secret TV sowie dem Kopp Verlag.
Produzent ist Michael Kent, der eigentlich Michael Hinz heißt und zusammen mit seiner Frau Sabine den Sabine Hinz Verlag in Kirchheim führt. Der Verlag vertreibt neben seiner Zeitschrift Kent-Depesche und den Büchern von Ron Hubbard hauptsächlich esoterische Waren. Laut dem Wiki-Eintrag bei Psiram ist Hinz mit u.a. Johannes Holey (Amadeus Verlag/ eigener Blogbeitrag) Lothar Hirneise vom Verein IBAM (Ich bin anderer Meinung, derzeit in Corona-Querdenken eingebunden) und Jo Conrad befreundet, Hinz ist Scientology-Mitglied.
Secret.TV war eine Videoplattform von Jan Udo Holey (aka Jan von Helsing), dem Sohn von Johannes Holey. Wikipedia-Eintrag/ Eintrag für Secret TV bei Psiram.
Mit CreVid könnte die Videomaker-App gemeint sein, ein Hinweis findet sich bei Facebook.
Der Film basiert auf einem Text des Australiers Larry Hannigan aus dem Jahr 1971, das ein Self-Publisher-Buch gewesen soll. Ein Gebrauchtexemplar war hier erhältlich. Texte sind auf Deutsch (über archive) und auf Englisch im Internet erhalten. Larry Hannigan existiert mit einem Foto in einer Slide-Show mit Aussagen von Bankern und als Blog im QAnon-Style aus Australien. Hannigan war laut dem Facebook-Blog GenFM Verschwörungstheoretiker. Post von 2014. (über archive, mit arabischem Layout? ^^)
Slide-Show auf Slide-Share/ 207 Seiten |
Der Zeichner ist Ralf Alex Fichtner, Karikaturist und Cartoonist aus Sachsen. Wikipedia-Eintrag. Erzähler ist Kai Taschner, bekannter Schauspieler aus Tatorten und Synchronstimme von Michael Palin und Mr. Burns von den Simpsons. Wikipedia-Eintrag. Für Regie und Animation zeichnet sich ein Christoph Lehmann verantwortlich.
Der Film ist auf mehreren Ebenen immer wieder kritisiert worden. Zum einen wegen eines nicht vorhandenen "Schuldgeldsystems", zum anderen (und hauptsächlich) wegen der eindeutigen antisemitischen Anspielungen. Die Kritik an den fachlichen Fehlern beschreibt das Blog eines Detlef Bosau im Jahr 2016 in Tabellenform und undatiert die Plattform Economy 4 Mankind.
Zunächst wird behauptet, dass Fabian als Goldschmied "Keine Lust mehr zur harten Arbeit hätte" und deswegen Goldtaler aus seinem Vorrat gefertigt hätte, um diese als Geld einzuführen. Bebildert wird dies mit Szenen aus dem (deutschen) Mittelalter und der Beschreibung von Tauschgeschäften. In Gold geprägte Münzen wurden in Deutschland von Karl dem Großen eingeführt um das Jahr 1000 herum. Auch Notenbanken wurden von Regierungen eingeführt. Wikipedia - Geschichte des Geldes.
Textauszüge aus dem PDF "Komplementäre Währungen" ab Seite 6 findet sich der Text. |
Damit Fabian von seiner Idee leben kann, verlangt er 5% Zinsen. Da dieser Teil der Geschichte im Mittelalter angesiedelt ist, findet sich das erste antisemitische Geraune, Juden waren im Mittelalter von den Zünften ausgeschlossen, einziges zu betreibendes Geschäft war der Geldverleih, nicht aus Faulheit sondern aus Not.
Hannigan bezieht sich hier auf die jüdischen Goldschmiede in London, schreibt GenFM. (s.o.)
Fabian hortet das Gold seiner Kunden in seinen Tresoren und vergibt Quittungen als Nachweis, die erste Form des Papiergeldes und der Kontoführung bei einer Bank.
Im Text wird das Geschäftsgebaren von Fabian bereits Schwindel genannt, der andere Goldschmiede neidisch macht. Fabian initiiert einen Geheimbund von Gleichgesinnten, der Beginn der verhassten "Finanzeliten" wie die Bankiersfamilie Rothschild.
Geheimbündler bei Minute 35:24 |
Zuletzt erfüllt sich Fabians größter Wunsch nach Macht in einem Büro-Wolkenkratzer (in Frankfurt?): Die Menschen sind alle abhängig von seinem Geld, das inzwischen nur noch als Karte existiert, zuletzt gar als "Zwangstätowierung", deren Daten von einem allmächtigen Computer in Fabians Hand ausgelesen und gesammelt werden können.
Im Film wird die einfache "direkte Demokratie" eines Dorfes zerstört durch die Schaffung von Parteienpolitik.
"Fabians großer Plan geht auf", er beherrscht mit seinem Geld Medien und Bildung, wer hinterfragt, wird verächtlich gemacht. Nicht nur in seinem Land. Kapitel "Massenmedien"
Im April 2017 findet sich die Beurteilung des Films als Kapitel im Bericht der Expertenkommission gegen Antisemitismus. Ab Seite 130 wird Antisemitismus in den sozialen Netzwerken beschrieben, im Abschnitt Youtube kommt der Film als Unterrichtsmaterial in Schulen zur Sprache, auch das Erkennen der antisemitischen Konnotation durch einzelne Schüler. Der Bericht liegt als Drucksache der Bundesregierung vor und kann als PDF im Browser gelesen werden.
Drucksache 18/11970 |
Ein Berufsschüler in Löbau/ Sachsen bringt im März 2021 die Vorführung in der Schule an die Medien, der MDR berichtet. An der Gemeinschaftsschule Gröbzig/ auch Sachsen war das Video sogar auf der Homepage verlinkt (Link leitet zum Provider).
Laut der Expertenkommission soll auch die Organisation von Occupy eine Zeit lang den Film verbreitet haben.
Weiterhin befindet sich eine Verlinkung auf der Homepage eines Finanz-Coaches "Schule des Geldes e.V." in der Lausitz, interessant sind hier zwei Referenzen, eine Hochschulgruppe aus Magdeburg und Andreas Popp von der Wissensmanufaktur (Blogbeitrag)
Der Fitness- und Finanz-Coach Karl Ess verarbeitet den kompletten Film in einem seiner Videobeiträge zusammen mit seinen Ratschlägen zu Bitcoins und Immobilien, dazwischen läuft mehrmals Werbung.
Youtube-Kanal Karl Ess. |
Zum Film gehörte eine Website, die heute nicht mehr existiert, lediglich finden sich eine Facebook-Seite mit 180 Followern von 2010 und ein Twitter-Account ohne Follower von 2011 sowie ein eigener Youtube-Kanal mit 22 Abonnenten, auch von 2011. Keiner der sozialen Plattformen wird noch genutzt.
Sowohl bei Twitter als auch bei Facebook finden sich regelmäßig Verlinkungen zum Video, Google liefert mehr als 50.000 Treffer.
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